Metal Hammer 05/2003
Allen personellen Umstrukturierungen zum Trotz haben sich die hessischen Sheela nicht unterkriegen lassen und in Amerika ihr fünftes Album PROCESS... aufgenommen. Schlagzeuger Jacky Voutay und Keyboarder Markus Teske sind ausgestiegen, dementsprechend unsicher waren sich die verbliebenen Musiker zunähst, ob sie das hohe kompositorische Niveau der bisherigen vier Scheiben halten können. Offensichtlich hat die Band jedoch aus der Not eine Tugend gemacht und sich (aufgrund des Wegfalls eines festen Tastenspielers) härteren und moderneren Strukturen geöffnet. Allerlei interessante Sounds und Einflüsse findet man in dem eher traditionellen Metal, der unüberhörbar amerikanische Züge trägt und mitunter an frühe Letter X, melodische Fates Warning-Sounds oder Ozzy (beziehungsweise an Zakk Wyldes Gitarren-Riffs) erinnern. Toll ist die abwechslungsreiche Gitarren-Arbeit, gelungen wirkt auch der eingängige, niemals platte Gesang. Gitarrist Chris Moser ist ein wirklicher Könner, sowohl seine rhythmische Arbeit als auch die virtuosen Soli sind klasse. Warum also besitzen Sheela in Deutschland nur einen eher mäßigen Bekanntheitsgrad? Ungünstiger Band-Name, nicht sonderlich geglücktes Cover Artwork? Sicherlich zwei der Hauptgründe, warum es bei dieser Band nicht so richtig schnackelt. An den tollen Songs, die super Produktion und den tadellosen handwerklichen Fähigkeiten aller Beteiligten kann es jedenfalls nicht liegen. Halt! Ein klitzekleines Manko hat PROCESS... doch: Man hätte sich noch den einen oder anderen fixeren Song gewünscht.
Quelle: Metal Hammer 05/2003 Matthias Mineur
 
 
 
Home of Rock 06/2003
Nach einer Produktionszeit von etwa zwei Jahren liegt nun das Album PROCESS... vor und wanderte gleich in meinem heimischen Player. Es ist die mittlerweile fünfte Veröffentlichung von SHEELA. Dabei musste die Band während der Aufnahmen auch noch zwei Besetzungswechsel verkraften. Drummer Jacky Voutage quittiert im Februar 2002 aus beruflichen Gründen den Dienst, spielte aber noch alle Shows bis August. Danach erfolgte die Suche nach einem geeigneten Drummer. Den Job bekam der aus Wien stammende Christoph Ullmann, welcher nach Deutschland übersiedelte. Im Juli 2002 entscheidet sich Keyboarder Markus Teske die Band aus persönlichen Gründen zu verlassen. Er ist Mitproduzent aller vorangegangenen CDs. Und das alles passiert mitten in den Aufnahmen für das neue Album. Folgende Entscheidung wurde nun gefällt: Gut 50% des bisher erarbeiteten Materials der letzten 2 Jahre sollten übernommen werden, die andere Hälfte besteht aus völlig neuen Songs. Bobby Barth, Sänger und Gitarrist der Band AXE und BLACKFOOT sowie SHEELA-Gitarrist Christian Moser übernahmen die Produktion. Die Keyboardparts wurden teils von Christian Moser, teils von Edgar Riley Jr. eingespielt. Als Ergebnis eines zufälligen Zusammentreffens mit Theresa Andersson während der Recordings in New Orleans entstand die Ballade Privilege Of Time, welche ebenfalls Platz auf dem Album fand. Dabei herausgekommen ist ein stilistisch sehr abwechslungsreicher Silberling mit ausgeprägtem Riffing, mal relaxt, nachdenklich, fast melancholisch mit schönen Melodien als Grundgerüüst, und dann wieder knallhart, ja fast wütend und aggressiv. Man hat das Gefühl, SHEELA haben all ihre durchlebten Höhen und Tiefs in dieses eine Album gesteckt und verarbeitet. Sobald man die CD in den Player legt, wird einem erst einmal der krachende Opener Let It Shine mit seinen brachialen Riffs aus tiefer gestimmten Gitarren um die Ohren gehauen, der sofort in die Gehörgänge dringt. Monster beginnt mit einem wilden Sprechgesang um dann in einen eher softeren Refrain überzugehen. Ich finde den Song sehr interessant. Mit Utopia wurde ein ganzer Gang zurückgeschalten, ein Midtempokracher mit sehr schönem Refrain und Chorgesang, der aber Anfangs bei mir nicht so recht zünden wollte, We Are schlägt übrigens in die gleiche Kerbe, ist aber doch eher eingängiger. Eine starke Nummer ist Strange Direction. Schon allein das Sitar-Intro ist ein gelungenes Experiment. Danach folgt das etwas an Zakk Wylde erinnernde Gitarrenriff, um dann in eine herrliche Ballade mit tollem Gitarrensolo überzugehen. Mit United Order lässt man es wieder richtig krachen, harte Gitarrenriffs und Rapgesang geben dem Stück die richtige Würze. Nun, wer es mag. Privilege Of Time im Duett mit einer Sängerin namens Theresa Andersson aus New Orleans, ist der Gegenpol zu den härteren Nummern der Scheibe. Es ist eine typische Schmusenummer mit Country-Einschlag. Man kann sich darüber streiten, ob es unbedingt auf dieses Album gehört. Dagegen finde ich das nachfolgende Gitarreninstrumental Denver sehr gelungen. Four ist auch eines dieser poppigen Stücke, welches mich nicht wirklich vom Hocker haut. Dagegen können mich Me und The Process wieder mehr überzeugen. Es geht endlich etwas heftiger zur Sache. Auch hier wieder die tiefer gestimmten Gitarren, die den Songs eine richtig düstere Ausstrahlung verschaffen. Den Abschluss des Albums bildet Lightning Strikes, eine wunderschöne Ballade, wobei Christian Moser sein erstes Gitarrensolo auf einer SHEELA-CD mit einer Nylon String Guitar einspielte. Das Ending wurde von Bobby Barth und Edgar Riley eingesungen, dazu die feinen Keyboardklänge. Sehr schön. Selten habe ich so viele musikalische Ausprägungen des Rocks, beginnend von ganz normalem Mainstream-Rock mit etwas poppigen Anleihen über modernen Heavyrock (kein Nu-Metal!) bis hin zu leicht progressiven Tönen, kombiniert auf einem einzigen Album gehört. In eine der beliebten Schubladen lässt sich SHEELA stilistisch auf keinen Fall einordnen. Die Produktion ist fett und lässt keine Wünsche offen, Bobby Barth und Christian Moser haben einen guten Job abgeliefert. Im Cover sind alle Lyrics nachzulesen und im Anschluss an die 12 Tracks gibt es jeweils noch ein Radio Edit von Let It Shine sowie United Order.

Ein gutes, sehr abwechslungsreiches Album mit einigen sehr gut gelungenen Kompositionen, welches aber mehrmaliger Hördurchgänge (über eine möglichst gute Anlage) bedarf. Einen Kritikpunkt hat es meiner Meinung nach: stellenweise ist es mir doch etwas zu soft, aber anyway, man kann nicht alles haben im Leben.
Quelle: Home of Rock 06/2003 Ilka Czernohorsky